Sicherheitszertifikate für Tresore

Tresore – wie sicher sind Tresore bei Einbruch?

Die Sicherheit des Tresors bei einem Einbruch hängt von verschiedenen Faktoren ab. Zum einen von der Bauweise, zum anderen von der Befestigung. Was bedeuten Sicherheitszertifikate für Tresore? Und was ist mit Tresoren ohne Zertifikat?
Die Zertifizierung liefert einen Anhaltspunkt, wie lange Einbrecher brauchen, um Wertbehältnisse zu knacken und sind Richtlinie für die Höhe des Versicherungsschutzes im privaten wie gewerblichen Bereich. Die Zertifikate auf Basis der europäischen Norm EN 1143-1 garantieren Einbruchschutz entsprechend der gewählten Sicherheitsstufe. Ein EN 1143-1 Tresor bietet Sicherheit, ohne Plakette wissen Sie nicht, ob Sie verkleidete Pappe kaufen.

Tresore – welche Zertifizierungsstellen gibt es?

Zertifizierungsstellen sind in Deutschland die VdS Schadenverhütung GmbH (VdS) und die European Certification Body GmbH (ECB-S), die nach der europäischen Norm EN 1143-1 prüfen und zertifizieren. In Europa gibt es weitere zertifizierende Institutionen, wie VSÖ/VVÖ in Österreich, A2P in Frankreich, AENOR in Spanien, ICIM in Italien, IMP in Polen, LPCB in Großbritannien sowie SZU und Trezor Test in Tschechien. In der Praxis testen die Labore unterschiedlich und sind daher nicht unbedingt vergleichbar. Der Ratgeber beschränkt sich auf die beiden deutschen Zertifizierungsstellen VdS und ECB-S.

Gebrauchte Tresore tragen noch die veralteten VDMA-Bezeichnungen. Diese sind seit 2003 abgeschafft, da es sich nur um Bauvorschriften handelte und nicht um Prüfnormen für Einbruchschutz. Die alten Bezeichnungen tauchen jedoch teilweise immer noch auf.  Ein einwandiger Stahlschrank gehörte zur Klasse A, ein mehrwandiger Stahlschrank zur Klasse B, ein Wertschutzschrank besaß Sicherheitsstufe C1 oder C2 und ein Panzergeldschrank D 10, D 20 oder E 10.

Sicherheitszertifikate – Unterschied zwischen Sicherheitsklassen-, stufen und Widerstandsgraden

Wertbehältnisse mit dem ECB-S- oder VdS-Label garantieren eine gleichbleibende Qualität. Sie sind nicht nur nach den Normen geprüft und zertifiziert, sondern unterliegen einer ständigen Qualitätskontrolle. Beide Sicherheitszertifikate sind in etwa vergleichbar.

Allerdings spricht die VdS in Deutschland nicht von Widerstandsgraden, sondern von VdS-Klassen. Die VdS-Richtlinie 2450 legt die VdS-Klassen fest, die von 0 bis 10 reichen und den ECB-S Widerstandsgraden von 0 bis 10 entsprechen. Beiden Klassifizierungen liegt die europäische Norm EN 1143-1 zu Grunde. Üblicherweise gibt es freistehende Tresore in den Klassen 0 – 6, während die höheren Klassen für Tresorräume gelten. Die Bezeichnung erfolgt vielfach in römischen Ziffern.

Der VdS unterteilt Tresore in Sicherheitsschränke und Wertschutzschränke. Sicherheitsschränke mit der Sicherheitsstufe S1 und S2 unterliegen der Norm EN 14450 und die Prüfung ist in der VdS 2528 geregelt.

Zahlreiche Tresorhersteller zertifizieren ihre Tresore sowohl nach VdS als auch nach ECB-S. Die entsprechenden Plaketten befinden sich im Innern der Tür.

Sicherheitsschränke sind allerdings für eine gewerbliche Nutzung weniger geeignet, sondern nur für den Privatgebrauch, da es keine Empfehlung für den Versicherungsschutz gibt. Im Privatbereich liegt der versicherbare Wert in der Regel bei €5.000 für S1 bzw. €20.000 für Schränke der Sicherheitsstufe S2.

Sicherheitszertifikate – was verbirgt sich hinter den Widerstandsgraden?

In den zertifizierten Laboren brechen die Prüfer die Tresore auf. Dabei unterscheiden sie zwischen einem Teildurchbruch und einem Vollzugriff. Ein Teildurchbruch besitzt die Größe einer Hand, bei der Einbrecher mit der Hand hineingreifen können und Teile stehlen. Ein kompletter Durchbruch ermöglicht das Leeren des gesamten Inhalts.

Die Prüfer messen in Widerstandseinheiten, wie lange sie mit unterschiedlichen mechanisch und thermisch wirkenden Werkzeugen und -methoden brauchen, um den Tresor zu knacken. Die englische Bezeichnung lautet Resistance Unit (RU). Die echte Dauer, die hinter einer RU steht, ist geheim, um Tätern keinen Anhaltspunkt zu geben. Der erste Wert bezieht sich auf einen Teildurchbruch, der Wert nach dem Schrägstrich bedeutet einen vollen Zugriff.

So besitzt ein Wertschutzschrank mit Widerstandsgrad 0 die Sicherheitsmerkmale von 30/30 RU, das heißt es ist sofort der gesamte Inhalt im Zugriff. Hingegen dauert bei einem Tresor mit Widerstandsgrad 1 mit RU von 30/50 der Volldurchbruch rund zwei Drittel der Zeit länger als nur ein handgroßes Loch zu schaffen.

Entsprechend ändert sich bei fachgerechter Verankerung die Höhe der Versicherungssumme im Privatbereich von €40.000 auf €65.000 und im gewerblichen Bereich von €10.000 auf €20.000. Damit bieten Tresore der VdS-Klasse 0 oder 1 einen Grundschutz gegen Einbruchdiebstahl, was im Privatbereich oft ausreicht. Sie genügen auch zur Aufbewahrung von Waffen.

BauartSicherheitsklasseNormVersicherungin Euro
   PrivatGewerbe
VDMA (veraltet)A24992      –   –
VDMA (veraltet)B24992      –­   –
SicherheitsschrankSicherheitsstufe S1EN 144505.000Absprache
SicherheitsschrankSicherheitsstufe S2EN 1445030.000Absprache
WertschutzschrankGrad 0 /NEN 1143-140.00015.000
WertschutzschrankGrad IEN 1143-165.00040.000
WertschutzschrankGrad IIEN 1143-1100.00060.000
WertschutzschrankGrad IIIEN 1143-1250.000100.000
WertschutzschrankGrad IVEN 1143-1400.000200.000
WertschutzschrankGrad VEN 1143-1Absprache250.000
WertschutzschrankGrad VIEN 1143-1AbspracheAbsprache
     

Tresore – Besonders sichere KB-Tresore

Tresore ab Widerstandsgrad IV gibt es in der mit dem Zusatz „KB“. Dies ist die Abkürzung für Kronenbohrschutz. Diese Tresore besitzen spezielle Armierungen und sind daher besonders sicher gegen Einbruchversuche mit Diamantbohrwerkzeugen. Die englische Bezeichnung lautet „Coredrill-Schutz“, abgekürzt „CD“. Der Resistance Unit (RU) dieser Wertbehältnisse liegt bei 1000 RU.

Besonders beim Einsatz im gewerblichen Bereich lässt sich damit die Versicherungssumme erhöhen. Eine Einstufung in den nächsthöheren Widerstandsgrad ist möglich. Die Versicherungssumme eines Geldschranks mit Widerstandsgrad 4 liegt im Gewerbebereich bei 150.000 Euro, durch den KB-Schutz erhöht er sich auf 250.000 Euro. Dies sollten Sie jedoch vor dem Kauf mit Ihrer Versicherung abklären.

Fazit:

Kein Tresor bietet 100-prozentige Sicherheit bei einem Einbruch. Die Frage lautet, wie lange brauchen Einbrecher, um ihn zu knacken und wie aufwändig ist dies. Im Privatbereich bieten Wertschutzschränke mit Sicherheitszertifikate der VdS-Klasse 0 oder 1, oft als EN 0 und EN 1, bereits einen guten Schutz. Allerdings muss auch ein EN 1143-1 Tresor fachgerecht verankert sein, damit die Einbrecher den Tresor nicht einfach mitnehmen können.